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Säule B – Praktiken

Die sieben Teilprojekte der Säule B operieren bereits mit einer vergleichsweise festen Vorstellung davon, was Heimat ausmacht. Modelltheoretisch verorten sie sich daher eher auf der Applikatebene von Heimat(en), sie fragen Reaktionen und Rezeptionen ab, die sich im Umgang mit den Modellobjekten von Heimat(en) ergeben und ihrerseits zum „Modell Heimat“ beitragen. Der gemeinsame Fokus liegt auf dem praxeologischen Aspekt von Heimat(en), ihrem performativen Charakter ebenso wie ihrem Anwendungspotenzial.

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Die zugrunde liegende Heimatvorstellung ist entsprechend dynamisch, weil sie sich durch die jeweiligen Praktiken wieder verändert. Zugleich zeichnet viele Teilprojekte der Säule B eine globale Perspektive aus. Hiermit reflektieren wir im Verbund unsere eingangs am Gegenstand Heimat erläuterte Überzeugung, dass Heimat für uns ein komplexes und dynamisches Modell ist, das nicht nur aus einer deutschen Begriffsgeschichte abstrahiert ist, sondern auch globale und historische Phänomene und Erkenntnisse umfasst. Heimat wird so in einen Dialog gebracht mit chinesischen Vorstellungen wie „guxiang“ (altes Dorf) oder nepalesischen Vorstellungen wie „purkhyaulīthalo“ (Mutterland) usw. Der historische Rahmen von Säule B umfasst dabei Heimatpraktiken der Vormoderne ebenso wie aktuelle heimatrelevante, globale Sozialdynamiken der Migration, Städtebau, Klimapolitik oder Mensch-Natur-Verhältnisse. 

Die Teilprojekte der Säule B stellen sowohl die Performanz von Heimat(en) als auch ihr handlungsleitendes Potenzial zentral. Sie gehen nicht nur davon aus, dass es ein mehr oder weniger klar umgrenztes Set an Selbst-, Sozial-, Raum- und Naturverhältnissen gibt, die heimatlich geprägt sind bzw. anwendungsbezogene Bedürfnisse und Ansprüche an Heimat(en) formulieren. Sondern sie vermuten ein handlungsleitendes Potenzial des jeweiligen Praxiskonzeptes von Heimat. Dies wirkt sich wiederum auf heimatliche Selbst-, Sozial-, Raum- und Naturverhältnisse aus. Entsprechende Praktiken und Handlungen konturieren und / oder imaginieren Heimat(en) also immer wieder neu und anders. Das gemeinsame Anliegen der Teilprojekte der Säule B liegt einerseits darin, zu identifizieren, wie Heimat(en) relativ zu bestimmten Zwecken und Zielen performativ ‚geschaffen‘ werden, wie also der Prozess der Heimatmodellierung funktioniert. Andererseits ist zu untersuchen, wie die ‚geschaffenen‘ bzw. konstruierten Heimat(en) handlungsleitend verstanden und eingesetzt werden, etwa, wenn eine Heimatmodellierung ein politisches Vorhaben trägt und Heimatpraktiken hierdurch instrumentalisiert werden. 

Eben weil Heimat praxeologisch betrachtet zu gleichen Teilen als handlungsorientierend und performativ erscheint, thematisieren die Projekte der Säule B Reaktionen auf Verlust-, Fremdheits- oder Fragmentierungserfahrungen, die eine neue, aktive Verortung einfordern. Sie fragen auch danach, wie Heimat(en) – wieder oder überhaupt – zu gestalten sind. Diese Suche setzt soziale Entscheidungen, Aktivitäten, Bilder und Entwürfe in Gang, die Heimat(en) dynamisieren und ihr räumlich ambiges Potenzial einmal mehr unterstreichen. Dies kann in Reaktion auf fremdbestimmte territoriale oder persönliche Verluste oder auch Kolonialisierungs-, Migrations-, Urbanisierungs- oder Globalisierungserfahrungen geschehen. Ebenso mag die Suche Resultat gesellschaftskritischer Debatten und eigenständig konzipierter Lebensentwürfe, etwa digitalen Nomadentums, sein. Die Teilprojekte untersuchen Heimat(en) somit aus vielfältiger ethnologischer, humangeographischer, polit- und sozioökonomischer sowie naturwissen-schaftlicher Perspektive und spannen einen breiten historischen und globalen Rahmen, mit Schwerpunkten in Europa, Asien und den Amerikas.