Geistliche und himmlische Heimat im darstellenden Handeln christlicher Konfessionskulturen 

Das Teilprojekt untersucht, wie zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert Kirche in den Konfessionskulturen als geistliche Heimat konfiguriert wird.

Projektbeschreibung

Die Rede von der Kirche als geistlicher Heimat hat erst in der religiösen und theologischen Sprache im 20. Jahrhundert prominente Bedeutung gewonnen. Doch schon im konfessionellen Zeitalter und in der Aufklärungszeit zeigen Veränderungen in der theologischen Lehre und in kirchlichen Riten und Medien wie insbesondere dem Liedgut ein wachsendes Bestreben, die Kirche als geistliche Heimat auf dem Weg zur himmlischen Heimat zu positionieren. Im Hintergrund dieser Entwicklung stehen zum einen die konfessionelle Konkurrenz und das Bestreben, die Bindung an die jeweilige Konfessionskirche zu profilieren. Zum anderen treten gegenüber der spätmittelalterlichen und reformatorischen Ausrichtung auf das Jenseits in der Aufklärungszeit das Diesseits und damit irdische Zugehörigkeiten in den Vordergrund. Theologisch resultiert daraus ein verstärktes Augenmerk auf die Kirche als Gemeinschaft und soziale Lebensform, in der Wortverkündigung und Ritualpraxis (insbes. Sakramente) Zugehörigkeit und Bindung konfigurieren. Dabei wird im Einklang mit der neutestamentlichen Vorstellungswelt zwar vorausgesetzt, dass individuelles und gemeinschaftliches Leben das zukünftige Reich Gottes als die eigentliche Heimat des Menschen zum Ziel haben, wodurch irdische Zugehörigkeiten relativiert werden. Gleichzeitig gewinnt die irdische Vergemeinschaftung in der Kirche aber für die Hoffnung auf das Reich Gottes in den Konfessionen in unterschiedlicher Weise an Bedeutung. Im Projekt wird untersucht, wie diese Entwicklung in den lutherischen und reformierten Kirchen und in der römisch-katholischen Kirche verläuft und sich in der dogmatischen Auslegung des darstellenden Handelns in der Verkündigungspraxis niederschlägt. Dazu werden exemplarische Werke der dogmatischen Literatur aus dem konfessionellen Zeitalter, der Aufklärungstheologie und der Theologie im 19. Jahrhundert analysiert und verglichen.