Der Geschmack der Heimat: Nahrung und Umgebung im Bioregionalismus und im ländlichen Südostasien

Wie wird Heimat durch Nahrungsbeziehungen (Produktion, Verarbeitung, Konsum) zur Umgebung konstituiert und welche Rolle spielen dabei Migrations- und Globalisierungsprozesse?

Projektbeschreibung

Das Teilprojekt mit zwei Unterprojekten untersucht, inwiefern Beziehungen sozialer Gruppen zu ihrer Umgebung konstitutiv für Heimat sind. Es fokussiert auf die bisher kaum systematisch erforschte räumliche Modellierung von Heimat mittels Nahrungsbeziehungen. In Anlehnung an die Food Studies und die Multispecies Anthropology wird gefragt, wie Nahrungsbeziehungen zur Umgebung – wie Produktion, Verarbeitung und Konsum – Gemeinschaft, Ortsbindung und Identität stiften und somit Beheimatung generieren. 

Um das Dreieck von Heimat, Umgebung und Nahrung in seinen grundlegenden Möglichkeiten zu erfassen, integriert das Teilprojekt zwei komplementäre Perspektiven: Heimat kann als etwas aufgefasst werden, das vorrangig der Vergangenheit angehört und sich in der Erinnerung zum Bild verfestigt. Dazu arbeitet das erste Unterprojekt am Beispiel von Multispezies-Heimaten in Südostasien, wo sich Zugehörigkeit oft durch lokale Nahrungsmittel ausdrückt. Veränderungen der Landschaft (Staudämme) oder der Biotope (Plantagen) transformieren diese Beziehungen. Heimat kann aber auch als zukünftige Vergesellschaftung erscheinen, die durch neu zu schaffende Beziehungen zu Nahrung und Umgebung erst erlangt werden muss. Dies ist das Thema des zweiten Unterprojektes, das untersucht, inwiefern Theorien von Bioregionalismus und auf ihnen basierende Projekte ihre Anziehungskraft und Relevanz daraus gewinnen, dass sie Beheimatung durch Beziehungen zur Umgebung realisieren oder zumindest versprechen. Die Zweiteilung des Teilprojektes korrespondiert einerseits mit einer habituellen multisensorischen Erfahrung der Umgebung aus Tieren, Pflanzen, Landschaften usw., andererseits mit einer zunächst spirituellen Beziehung zur Umgebung, die erst in der Zukunft multisensorisch verankert werden kann. 

Den gemeinsamen Hintergrund dieser komplementären Perspektiven bildet die Wahrnehmung eines Mangels an Beziehungen zur Umgebung durch den Einfluss globaler, urbaner, kapitalistischer und modernisierender Kräfte.