Heimatlosigkeit und Emanzipation. Revisionen von Heimat in der Moderne

Gefragt wird, wie und warum Konzeptionen von Heimatlosigkeit mit Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend als intellektuelle Projekte der Emanzipation begriffen wurden.

Projektbeschreibung

Ziel des Teilprojektes A07 ist es, diskursive Umwertungen von Heimatlosigkeit herauszuarbeiten, die sich zwischen 1870 und 1933 in deutschsprachigen literarischen, journalistischen und gelehrten Texten herausgebildet haben. Einschlägige Denkfiguren und ästhetische Programmatiken sollen daraufhin befragt werden, wie und warum sich Konzeptionen von Heimatlosigkeit als intellektuelle Projekte der Emanzipation begreifen lassen. Denn bis Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Zuschreibung von Heimatlosigkeit in aller Regel ausgrenzende Funktion: Sie stigmatisierte Minderheiten. Mit der Wende zum 20. Jahrhundert reagiert das Bekenntnis zur Heimatlosigkeit auf reale Erfahrungen von Ausgrenzung und Bedrohung, die teils auf erstaunliche Art und Weise umgewertet werden. Wir wollen verstehen, wie diese Umwertung die vorgeprägten und weiterbestehenden Heimatvorstellungen des 19. und 20. Jahrhunderts einer Revision unterzieht: sie irritiert und herausfordert, aber auch perpetuiert.