Die verlorene und ersehnte Heimat in der Exilliteratur der Hebräischen Bibel

Das Teilprojekt hat das Ziel, Vorstellungen von Heimat in der Exilliteratur der Hebräischen Bibel herauszuarbeiten.

Projektbeschreibung

Ziel des Teilprojektes ist es, die in der Forschung bislang kaum untersuchten Vorstellungen von Heimat in der Hebräischen Bibel herauszuarbeiten. Die Hebräische Bibel kennt keinen Begriff, der dem deutschen Begriff Heimat in all seinen Bedeutungsnuancen entspricht. Gleichwohl wird in ihr avant la lettre in einer Weise Heimat thematisiert und modelliert, die – so die Ausgangsthese – zu den formierenden und in der Debatte bislang wenig beachteten Vorgeschichten gegenwärtiger Modelle von Heimat(en) gehört.

Eine Thematisierung von Heimat ist insbesondere in der Exilliteratur der Hebräischen Bibel zu erwarten. Denn erst durch die Erfahrung des babylonischen Exils ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. wird das „Land Israel“ als der Lebensraum des „Volkes Israel“ Gegenstand intensiver theologischer Reflexion. Das Teilprojekt fragt für vier Hauptvertreter der exilisch-nachexilischen Literatur – zunächst für das Ezechielbuch und die Priesterschrift, in einem zweiten Schritt für das sogenannte Deuteronomistische Geschichtswerk und die exilischen und frühnachexilischen Texte des Jesajabuches (Deuterojesaja) –, in welcher Form sie das „Land Israel“ als Heimat des „Volkes Israel“ modellieren und welche Bedeutung diese Modelle von Heimat für die literarische Selbstverständigung des antiken Israel besaßen. Hiervon ausgehend wird schließlich der Frage nachgegangen, inwieweit die biblischen Modelle von Heimat selbstwirksam geworden sind, inwieweit sie sich von den historischen Realitäten gänzlich losgelöst haben und inwieweit sie zugleich zu Ressourcen geworden sind, um sich in der Welt einzurichten.